Lawinenklassifikation nach:
der Form des Anrisses
Die Schneebrettlawine mit flächigem Anriß ist "die Skitourenlawine" - 95% aller tödlich verunklückten Skifahrer haben die Lawine, zumeist eine Schneebrettlawine, selbst ausgelöst.
Nach der Schneebeschaffenheit und der Lage lassen sich drei typische
Brettarten
charakterisieren:
Weiche Schneebretter sind auf reinen Leeseiten eingelagert. Der Schnee ist weich, zeigt jedoch Veränderungen beim Spuren (Steg), und die Skier verschneiden leicht. Sehr weiche Schneebretter sind besonders gefährlich, da sie sich kaum vom normalen Lockerschnee unterscheiden.
Das harte Schneebrett ist dem Wind auf der Luvseite zugewandt und
kann extrem hart werden (Skistock und Stahlkante dringen fast nicht mehr
ein).
Die Auslösungsgefahr ist aber geringer, jedoch, besonders am
Rand, durchaus vorhanden.
Der Wächtenkeil liegt direkt unter der Wächte eingelagert und ist besonders labil, jedoch gut zu erkennen oder zu vermuten. An leeseitigen Gipfel- und Kammhängen muß mit ihm gerechnet werden. Sie sind oft Schlüsselstellen auf der Skitour. Die Hauptgefahr besteht darin, daß der Anriß zumeist über dem Auslösepunkt liegt und eine Flucht nicht mehr möglich ist.
Die Lockerschneelawine mit punktförmigem Anriß - hier ist
der Auslösepunkt zugleich Anrißpunkt. Die Mitreißgefahr
für den Auslösenden ist relativ gering, für jeden Darunterbefindlichen
ist sie jedoch groß. Die Chance einer Flucht ist größer
als bei einem Schneebrett.
nach der Lage der Gleitfläche
Die Oberflächenlawine - es gleitet nur der obere Teil der Schneedecke
ab.
Die Schneemenge kann trotzdem erheblich sein.
Die Bodenlawine - Gleithorizont ist hier der Untergrund.
nach der Feuchtigkeit
Die Trockenschneelawine - Gefährdung durch Schneestaubpartikel in den Atmungsorganen. Ersticken oder Auslösen eines Stimmritzenkrampfes können die Folge sein.
Die Naßschneelawine - hoher Staudruck durch hohes Gewicht. Es besteht die Gefahr mechanischer Verletzungen und des Erstickens (Ersticken auch bei freiliegendem Kopf durch hohen Druck auf den Brustkorb möglich).
nach der Form der Bewegung
Staublawine mit stiebender Bewegung - große Reichweiten, hoher Staudruck (Erstickung und Verletzung), große Geschwindigkeit.
der Form der Lawinenbahn
den Auslösemechanismen
Die Auslösevorgänge sind sehr kompliziert und werden hier
nicht näher dargestellt.
Die Kenntnis dieser Vorgänge führen jedoch dazu, den Sinn
oder Unsinn gewisser Verhaltensweisen im Gelände zu durchschauen.
Bei einer Schneebrettlawine setzt sich eine ganze Schneetafel in Bewegung. Diese Schneetafel muß aus relativ festem Schnee bestehen, in dem man jedoch durchaus noch leicht einsinken kann. Er ist in der Lage, Kräfte über größere Strecken zu übertragen. Der Anbruch hat aber nicht immer einen Abgang zur Folge, Reibungskräfte können ein Schneebrett nach wenigen Zentimetern zu Stehen bringen. An der Oberfläche ist dann nur der dünne Zugriß zu erkennen. Wenn beim Scherbruch die Zugfestigkeit nicht überwunden werden kann, ist der Bruchvorgang von außen überhaupt nicht zu sehen.
Drei Bruchvorgänge können bei der Schneebrettlawine unterschieden werden:
+ Der Scherbruch,
+ der Zugbruch,
+ der Strukturbruch.
Die Scherstabilität ist bei den meisten Schneebrettlawinen die
limitierende Größe, da die Scherfläche im Verhältnis
zur Zugfläche (geringste Festigkeit) und Druckfläche normalerweise
um ein Vielfaches größer ist. Sie muß primär überwunden
werden. Der Wächtenkeil hat keine oder sehr kleine Druckflächen.
Er ist deshalb labil. Ein Schneebrett kann von der Druck-, Neutral- oder
Zugzone her ausgelöst werden. Die höchste Wahrscheinlichkeit
liegt aber in der Zugzone.